Winterlager für Yachten: vorbereitende Maßnahmen, Feuchtigkeitsschutz und Werftcheckliste

Winterlager für Yachten: vorbereitende Maßnahmen, Feuchtigkeitsschutz und Werftcheckliste

Wenn der Herbst Einzug hält und die letzten Törns vorbei sind, beginnt für mich die Zeit der gründlichen Vorbereitung: Winterlager für die Yacht bedeutet nicht einfach an Land stellen und hoffen, dass alles gut geht. Es ist eine systematische Aufgabe, bei der Feuchtigkeitsschutz, Technikpflege und ein sorgfältiger Werftcheck den Unterschied machen zwischen einer entspannten Frühjahrsrückkehr und bösen Überraschungen. In diesem Beitrag teile ich meine bewährten Maßnahmen, meine persönliche Checkliste für den Werftbesuch und praktische Tipps gegen Schimmel, Elektronik- und Motorschäden.

Planung: Standort, Zeitraum und Versicherung

Bevor das Boot aus dem Wasser kommt, entscheide ich, ob es an Land in der Halle, auf dem Freigelände oder im Wasser überwintern soll. Jede Option hat Vor- und Nachteile: eine beheizte Halle bietet optimalen Schutz vor Frost und Feuchtigkeit, ist aber teuer; Freistand ist günstiger, verlangt aber mehr Vorkehrungen gegen Nässe und direkter Sonneneinstrahlung; ein Winterliegeplatz im Wasser reduziert die Arbeiten, erhöht aber Risiko durch Vereisung und Rumpfbelastung.

Wichtig ist, die Versicherung zu informieren und den Versicherungsschutz für die Winterperiode zu klären. Manche Policen haben besondere Anforderungen an Einlagerung, die Standsysteme oder das Abdecken der Yacht – das sollte vorab geklärt werden, um Probleme bei Schadensfällen zu vermeiden.

Innerer Feuchtigkeitsschutz und Schimmelprävention

Feuchtigkeit ist der häufigste Grund für Schäden während des Winters. Ich setze mehrere Maßnahmen ein:

  • Alle Polster und Textilien möglichst trocknen und bei Bedarf mitnehmen. Feuchte Kissen sind Schimmelmagneten.
  • Wäschespanner oder Entfeuchter benutzen: Elektrische Entfeuchter (z. B. von Meaco oder De'Longhi) oder chemische Trockenmittel wie Silikagel-Packs sorgen für konstante Luftfeuchte unter 50 %.
  • Für unbeheizte Hallen finde ich wiederverwendbare Absorber (z. B. DampRid) praktisch; sie sind kostengünstig und leicht zu entsorgen.
  • Die Bilge vollständig trocknen und offenlassen; Bilgepumpen testen und Sicherungsplomben an Deck anbringen.
  • Fenster, Luken und Schotten leicht geöffnet lassen oder für konstanten Luftaustausch sorgen – bei Abdecken auf ausreichende Belüftung achten.
  • Elektrik und Batterie

    Batterien sind empfindlich gegenüber Kälte. Ich lade sie voll auf und lagere Starter- und Servicebatterien idealerweise an einem frostfreien Ort. Alternativ montiere ich sie an Bord, schließe sie ab und nutze ein intelligentes Erhaltungsladegerät (z. B. CTEK oder Victron) mit Temperaturkompensation.

  • Alle Verbraucher abschalten, Stromkreise beschriften und Sicherungen überprüfen.
  • Elektronik, wie Plotter, AIS, Funkgerät, sichere ich trocken und, wenn möglich, entferne ich empfindliche Geräte und verwahre sie innen.
  • Motor, Kraftstoff und Kühlung

    Der Motor braucht vor der Einlagerung besondere Pflege:

  • Öl- und Ölfilterwechsel: alte Verbrennungsrückstände minimieren Korrosion während der Standzeit.
  • Kühlwasser ablassen oder Frostschutzmittel nach Herstellervorgaben einfüllen (Achtung: nicht alle Motoren wollen Frostschutz – Handbuch beachten!).
  • Kraftstofftank voll machen und mit Dieseladditiv (z. B. von Stanadyne) behandeln, um Wasserabscheidung und Mikrobenwachstum zu verhindern.
  • Zündkerzen, Antriebsimpeller sowie Keilriemen prüfen und bei Bedarf austauschen.
  • Getriebe- und Saildrive-Öl wechseln; Bootsgehäuse und Propeller säubern.
  • Rumpf, Deck und Antifouling

    Der Zustand des Rumpfes vor dem Aufslippen wirkt sich direkt auf das nächste Antifouling und die Startbereitschaft aus:

  • Rumpf reinigen, bei Bedarf schleifen und neue Antifouling-Schicht auftragen – besonders wichtig bei bewachsenen Rümpfen.
  • Opferanoden kontrollieren und bei mehr als 50 % Abnutzung ersetzen.
  • Gelcoat ausbessern und Risse im Laminat prüfen; Wasser in Sandwichstrukturen unbedingt erkennen und trockenlegen.
  • Abdeckungen, Persenning und Schrumpffolie

    Eine gute Persenning schützt vor Staub, UV und Niederschlag. Ich empfehle:

  • Passgenaue Persenning statt provisorischer Planen. Marken wie Elvstrøm oder Nautix haben robuste Lösungen.
  • Bei Schrumpffolie darauf achten, dass Belüftungsöffnungen eingeplant sind – Feuchtigkeit staut sich sonst unter der Folie.
  • Persenningspunkte kräftig polstern, damit keine Scheuerstellen am Rumpf entstehen.
  • Sicherheit am Standplatz: Kran, Aufbocken, Stützen

    Der sichere Stand ist zentral: falsche Stützen können zu strukturellen Schäden führen. Meine Punkte:

  • Nur zertifizierte Aufbock-Systeme verwenden und die Werftpläne genau prüfen.
  • Rumpf und Kiel unterstützen, Hebepunkte beachten und Lastverteilung kontrollieren.
  • Bei Großkielern besonders auf seitliche Sicherung achten; eine Yacht mit zu wenig seitlicher Verzurrung kann kippen.
  • Werftcheckliste: Was ich bei der Übergabe prüfen lasse

    Ich übergebe mein Boot ungern ohne schriftliche Checkliste. Bei der Abholung aus der Werft sollte folgendes protokolliert sein:

    PostenZu prüfenBemerkung
    RumpfKeine Risse, Blasen, neue BeschichtungenFoto-Protokoll anfertigen
    Kiel & AntriebDichtheit, Zinkanoden, PropellerNabenfett prüfen
    MotorÖlstand, Kühlkreislauf, StarttestLeerlauf und Belastungstest
    ElektrikBatterien, Ladegerät, SicherungenSpannungsmessung
    InneneinrichtungSchimmel, Polster, SchränkeFotos und Feuchte-Messung
    PersenningPassform, BefestigungspunkteSpannprüfung
    DokumentationRechnungen, Arbeitsbericht, GewährleistungGarantiefristen notieren

    Praktische Extras, die ich nie vergesse

    Kleine Dinge sparen im Frühjahr viel Zeit:

  • Ersatzschlüssel und Ersatzfernbedienung für die Pforte/Trailer sichern.
  • Ordner mit Handbüchern, Funktionsprotokollen und Verbrauchsmaterialien (Filter, Keilriemen, Anoden) hinterlegen.
  • Wasserdichte Aufbewahrung für elektronische Ersatzteile und empfindliche Instrumente.
  • Eine Liste mit Kontaktpersonen der Werft, Notfallnummern und Versicherungsdaten an Bord lassen.
  • Vor dem Saisonstart: kurze Winterkontrolle

    Auch während der Wintermonate mache ich gelegentlich eine Kontrollrunde: Zelt auf Beschädigungen prüfen, nach Wasseransammlungen schauen, Entfeuchter leeren und Batteriespannung kontrollieren. Diese kurzen Checks verhindern, dass kleine Probleme überwintern und im Frühjahr viel Arbeit machen.

    Wenn man das Winterlager strukturiert angeht, spart man Zeit, Geld und Nerven. Meine Routine hat sich über Jahre bewährt: systematisch arbeiten, dokumentieren und nicht am falschen Ende sparen – vor allem nicht bei Stützen, Entfeuchtung und Frostschutz. Wer mag, kann sich meine Checkliste herunterladen oder die Liste als Vorlage für die nächste Werftübergabe verwenden. Für spezielle Fragen zu Motoren, Einlagerungstechniken oder Produkten empfehle ich, die Handbücher zu konsultieren oder direkt mit der Werft abzustimmen.


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