Es ist drei Uhr morgens, als ich das leise Plätschern höre, das sich wichtigkeitsmäßig noch ins Unbestimmte schiebt: Wasser. In solchen Momenten entscheidet sich, ob eine unangenehme Panne bleibt oder zum ernsten Notfall wird. Ich habe in meiner Zeit an Bord mehrere nächtliche Wassereinbrüche erlebt – einige harmlos, andere durchaus kritischer. Aus diesen Erfahrungen habe ich ein klares Alarmmanagement, einen strukturierten Einsatz der Bilgepumpen und eine wasserdichte Notausrüstung entwickelt, die ich dir hier Schritt für Schritt erkläre.
Erstmal Ruhe bewahren: die ersten 60 Sekunden
Der wichtigste Tipp gleich vorneweg: Ruhe. Panik führt zu Fehlern. Wenn ich das Plätschern höre, folge ich einer festen Routine, die ich jedem an Bord beibringe:
Solche Standardabläufe verkürzen die Entscheidungszeit und verhindern, dass man im Dunkeln planlos von einer Stelle zur nächsten hetzt. Verwende eine Stirnlampe mit Rotlichtfunktion, damit die Nachtsicht an Bord erhalten bleibt.
Alarmmanagement: wer macht was?
Wenn du nicht allein unterwegs bist, ist klare Rollenverteilung essenziell. Auf meinen Törns setze ich dieses Schema ein:
Kommunikation erfolgt über kurze, klare Ansagen: "Leck am Steuerbord-Heck, Stopper kommt, Pumpe an". Wiederhole kritische Informationen laut, damit Fehler durch Missverständnis vermieden werden.
Lokalisieren und provisorisch abdichten
Das Leck zu finden ist oft das schwierigste, besonders nachts. Ich gehe systematisch vor:
Zur provisorischen Abdichtung habe ich immer dabei:
Der richtige Einsatz von Pumpen
Das Pumpen ist nicht einfach nur "an" oder "aus". Hier meine Prioritäten:
Praktischer Tipp: Ich habe eine kleine Pumpe (z. B. eine Rule 2000) mit großem Durchfluss als Hauptpumpe und eine strapazierfähige Handbilgepumpe von Plastimo oder Trouvay als Backup. Die manuelle Pumpe ist oft die Rettung, wenn elektrische Systeme versagen.
Elektrik und Safety: Abschalten, aber bedacht
Bevor du blind die Hauptschalter umlegst, denke an Pumpsysteme, Navigation und Funk. Mein Vorgehen:
Wasserdichte Notausrüstung: was immer griffbereit sein sollte
Meine wasserdichte Notausrüstung ist in einer leicht erreichbaren, markierten Box verstaut. Darin befinden sich:
| Item | Warum |
| Hand- und Stirnlampe (IPX7) | Nachtsicht, Hände frei |
| Handbilgepumpe (manuell) | Unabhängig von Bordstrom |
| Stopfbuchsen, Leckkeil, Schlauchklemmen | Schnelle Abdichtung |
| Duct Tape & EPDM-Flicken | Provisorische Abdichtungen |
| Kurze Starterbatterien & Powerbank | Funk/Telefon powered |
| Handfunkgerät (VHF) & Taschen-SOS (PLB) | Notmeldung möglich |
| Rettungswesten mit Licht & Wurfsack | Personensicherung |
Wasserdichte Beutel und Container (z. B. Ortlieb Packsacks oder SeaSense-Boxen) sind für Elektronik und Dokumente unverzichtbar. Alles sollte bei Nacht schnell erreichbar sein und auch unter Spannungslage verwendet werden können.
Kommunikation und Notfallmeldungen
Wenn das Leck nicht innerhalb kurzer Zeit kontrollierbar ist, ist die Meldung an andere Schiffe oder die Seenotleitstelle unabdingbar. In meiner Routine:
Nach dem Vorfall: Dokumentation und Prävention
Sobald das Wasser eingeschränkt und das Boot stabil ist, dokumentiere ich das Ereignis detailliert: Ursache, Zeitstempel, Maßnahmen, eingesetzte Materialien und Pumpenlaufzeiten. Diese Daten helfen nicht nur der Versicherung, sondern sind Grundlage für Verbesserungen.
Meine nächtlichen Alarmroutinen haben mir mehrfach das Boot und meine Crew gerettet. Wichtig ist, vorbereitet zu sein: die richtige Ausrüstung dabei haben, klare Verantwortlichkeiten und das Vertrauen in die eigenen Abläufe. Wenn du willst, kann ich dir meine Checkliste als druckbare PDF zusammenstellen oder eine Packliste für deine wasserdichte Notbox schicken.