Segeln mit Kindern: Tagestörns, Sicherheitsregeln und Spiele für ruhige Nerven an Bord

Segeln mit Kindern: Tagestörns, Sicherheitsregeln und Spiele für ruhige Nerven an Bord

Segeln mit Kindern gehört für mich zu den schönsten, aber auch anspruchsvollsten Seiten des Bootlebens. Seit ich Kinder an Bord hatte, habe ich meine Vorbereitung, Routinen und Ausrüstung immer wieder angepasst. In diesem Beitrag teile ich meine erprobten Tipps für Tagestörns: wie ich Sicherheit organisiere, welche Regeln bei uns gelten und welche Spiele und Rituale helfen, dass die Nerven ruhig bleiben und alle Spaß haben.

Vorbereitung: Erwartungen und klare Absprachen

Der wichtigste Schritt beginnt an Land. Ich spreche vor jedem Törn offen mit den Kindern (und ihren Eltern), was auf sie zukommt: Dauer des Törns, Wetter, Programm, Essenspausen und Pausen an Land. Kinder mögen Vorhersehbarkeit — je genauer sie wissen, was passiert, desto entspannter sind sie.

Ich bitte die Eltern, folgende Dinge mitzubringen oder zu bestätigen:

  • Geeignete Kleidung (Schichtenprinzip: atmungsaktive Unterwäsche, Fleece, wind- und wasserdichte Jacke)
  • Einen gut sitzenden Kinder-Rettungsweste mit Sicherheitsgurt (z. B. Crewsaver, Baltic) — keine Erwachsenenwesten ausgeschnitten)
  • Sonnenschutz: Kappe, Sonnencreme, Sonnenbrille
  • Eigene Snacks und Trinkflasche
  • Meistens verteile ich auch ein kleines Informationsblatt mit Treffpunkt, Telefonnummern und grobem Ablauf.

    Sicherheitsregeln an Bord — leicht verständlich und konsequent

    Regeln müssen einfach, klar und konsequent sein. Ich erkläre sie am Einstieg und wiederhole sie vor dem Auslaufen. Das schafft Routine und senkt das Risiko von Missverständnissen.

  • Immer eine Rettungsweste anziehen: Beim Segeln mit Kindern gilt bei mir: Weste an beim Anlegen, Ablegen und bei Manövern. An Deck reicht das wenn möglich nicht — es gibt spezielle Kinderwesten mit Schritt- und Gurtfixierung, die wirklich sitzen müssen.
  • Feste Bereiche: Kinder dürfen sich nur in bestimmten Zonen aufhalten (z. B. Vordeck nur mit Erwachsenen, Cockpit mit Freigabe).
  • Nichts tun ohne Ansage: Wer an Deck etwas bewegen möchte, muss es ankündigen. Das gilt für Festmachen, Klettereien oder das Öffnen von Schapps.
  • Blaues Band-Regel: Wenn das blaue Band (oder ein Kommando) hochgezogen wird, setzen sich alle sofort hin und halten sich fest.
  • Ich zeige die Regeln spielerisch: Mit Handzeichen, Bildern im Infoblatt oder kleinen Sketches. Kinder behalten so eher, was wichtig ist.

    Technik und Ausrüstung, die ich nie vergesse

    Als Bootsmann bin ich technikaffin — aber beim Mitnehmen für Kinder fokussiere ich mich auf Sicherheit und Komfort:

  • Rettungswesten: Drei gut sitzende Kinderwesten in verschiedenen Größen; ich kontrolliere den Sitz persönlich.
  • Wärme: Notfallfolie, zusätzlich dry-bags mit einer Ersatzjacke pro Kind.
  • Kommunikation: Handfunkgerät (VHF) mit DSC, voll aufgeladenes Mobiltelefon in wasserdichter Hülle, Powerbank.
  • Erste-Hilfe-Set: Mit Pflastern, Tape, Desinfektion, speziellen Mitteln gegen Seekrankheit (z. B. Meclizine oder Pflaster nach Rücksprache mit Eltern).
  • Fixpunkte: Leinen oder Handläufe, an denen die Kinder sich leicht festhalten können.
  • Marken wie Garmin (für sinnvolle Navigation) oder Raymarine verwende ich zur Orientierung — aber für Kinder sind einfache Dinge wie rutschfeste Sitzflächen, Sonnendach und stabile Haltegriffe viel bedeutender.

    Routenwahl und Timing: Kurz, sicher, abwechslungsreich

    Für Tagestörns mit Kindern plane ich kürzere Etappen und flexible Rückzugsmöglichkeiten. Meine Faustregeln:

  • Maximal 3–4 Stunden reine Segelzeit, mit mehreren Pausen.
  • Route mit möglichen Ankerplätzen oder Häfen für einen Plan-B-Stopp.
  • Wind und Wetter konservativ einschätzen: Lieber schwächere Winde und ruhigeres Wasser wählen, um das Vertrauen der Kinder zu stärken.
  • Ein Beispiel: Eine halbe Stunde segeln bis zur sandigen Bucht, dort ankern, schwimmen und picknicken, dann ein weiterer kurzer Schlag zurück. So bleibt die Spannung erhalten und die Kinder verbinden Segeln mit positiven Erlebnissen.

    Rituale und Spiele: Ruhe bewahren — und Langeweile vertreiben

    Mit Kindern an Bord gewinnt man, wenn man Balance zwischen Aktivität und Ruhe schafft. Ich habe mehrere klassische Spiele und Rituale, die zuverlässig funktionieren:

  • Seemannsgeschichten: Kurze, spannende Geschichten (3–5 Minuten), die ich als Fortsetzung erzähle — die Neugier bringt Ruhe.
  • Aufgabenposten: Altersgerechte Mini-Aufgaben: Karten lesen, Kompass peilen, Leinen ausgeben (unter Aufsicht). Kinder lieben Verantwortung — und sind beschäftigt.
  • Schatzsuche an Land: Kleine Aufgabenliste für den Landgang: "Finde drei unterschiedliche Muscheln" oder "Fotografiere ein rotes Boot".
  • Wettbewerbe: Kleine Challenges wie "Wer bindet den schnellsten Palstek?" (mit einem dicken Seilstück als Übung).
  • Schifferl malen: Malset mit wasserfesten Stiften: Perfekt in ruhigeren Phasen.
  • Für die ganz Kleinen habe ich oft ein "Ruhesäckchen" mit Kuscheltier, Hörbuch oder Tablet (mit Kopfhörern) dabei — elektronisch, aber gezielt eingesetzt, rettet es manchmal den Törn.

    Seekrankheit und Ernährung

    Seekrankheit kann einen Törn schnell kippen. Ich habe gute Erfahrungen mit folgenden Maßnahmen:

  • Frühzeitig leichte Mahlzeiten: trockene Snacks, Cracker, Bananen — nichts Schweres vor dem Ablegen.
  • Frische Luft und Blick auf den Horizont: Das reduziert Symptome oft am schnellsten.
  • Medikamente nur nach Absprache mit den Eltern; pflanzliche Mittel wie Ingwerbonbons können helfen.
  • Regelmäßiges Trinken: Kinder vergessen oft zu trinken; ich erinnere aktiv.
  • Wenn jemand krank wird, ist meine Taktik: sofort ruhiger Kurs, frische Luft, flaches Atmen anleiten, gegebenenfalls Rückkehr zum nächsten Hafen. Schnelle Reaktion ist entscheidend.

    Verhalten bei Notfällen: Übungen und klare Kommunikation

    Notfälle proben wir spielerisch. Einmal pro Saison mache ich mit Kindern eine kindgerechte Übung: Wie setze ich die Rettungsweste richtig auf? Was heißt "Mann über Bord" und wohin schaue ich? Solche Wiederholungen schaffen Automatismen.

  • Immer einen festen Treffpunkt an Bord: Bei Alarm versammeln wir uns dort.
  • Sichtbare Informationskarte: Telefonnummern, Funkkanal, Name des Bootes — gut sichtbar im Cockpit.
  • Kurze Einweisung in die Rettungsinsel / Rettungsring — zeigen, nicht nur erklären.
  • Ich erkläre Kindern, dass Handys und VHF nicht für Spiele genutzt werden sollen — im Notfall muss die Kommunikation klar und schnell funktionieren.

    Erinnerungen schaffen — und Fotos machen

    Am Ende des Tages ist das Wichtigste, dass die Kinder mit positiven Erinnerungen vom Boot gehen. Ich mache viele Fotos, notiere kleine Anekdoten im Logbuch und gebe den Kindern manchmal kleine "Seefahrer-Zertifikate" für ihre erste Teilnahme: "Mutiger Decksjunge" oder "Meeresforscher". Das erzeugt Stolz und die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder mitkommen.

    Wenn du selbst als Skipper Kinder an Bord nehmen willst: Beginne klein, plane großzügig und habe Geduld. Mit klaren Regeln, guten Ritualen und der richtigen Ausrüstung wird ein Tagestörn zu einem Erlebnis, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert.


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