Wenn der Yanmar-Motor an Bord nicht anspringt, setzt mir das immer einen ordentlichen Adrenalinschub — besonders, wenn wir gerade einen engen Ankerplatz verlassen müssen oder die Tide gegen uns arbeitet. In solchen Momenten hilft es, systematisch vorzugehen statt in Panik zu verfallen. Aus meiner Praxis als Segler und Bootsmann habe ich eine kompakte Liste mit 10 gezielten Checks zusammengestellt, die oft das Problem finden oder zumindest den Weg zur Werkstatt klarer machen.
Erste Sicherheitsmaßnahmen
Bevor ich mit der Fehlersuche beginne, schalte ich alle Verbraucher ab, lege den Motor auf Stop und öffne, falls möglich, die Motorraumlüftung. Sicherheit geht vor: Benzingeruch, Funken oder sichtbare Lecks verlangen, dass man zuerst lüftet und keine elektrischen Schalter betätigt.
Batterie- und Bordspannung prüfen
Die häufigste Ursache für Startprobleme ist eine schwache Batterie. Ich messe die Spannung direkt an den Polklemmen mit einem Multimeter.
Starter und Anlassermotor
Wenn die Batterie in Ordnung ist, höre ich genau hin: Gibt es ein Klickgeräusch beim Startversuch (Anlasser zieht an), oder bleibt alles stumm? Ein Klick deutet meist auf einen schwachen Stromfluss oder einen defekten Anlasserkontakt hin. Kein Geräusch kann auf einen defekten Anlasser oder auf ein Problem in der Startunterbrechung (z. B. Leerlauf- oder Sicherheitskontakte) hindeuten.
Kraftstoffzufuhr kontrollieren
Kraftstoffprobleme sind Klassiker. Ich gehe diese Punkte durch:
Bei Verdacht auf Wasser im Diesel verwende ich eine kleine Probe in einem klaren Behälter oder einen Absperrhahn am Filter, um zu sehen, ob Wasser ausläuft.
Kraftstofffilter und Wasserabscheider
Der Einspritzweg ist empfindlich: ein verstopfter Filter verhindert Starten. Ich prüfe den Racor- oder Inline-Filter, öffne den Ablass und entlüfte ggf. das System mit der Handpumpe. Beim Yanmar ist regelmäßig das Nachfüllen/Entlüften nach Filterwechsel nötig — sonst bleibt Luft im System.
Glühkerzen (vor allem bei kalten Starts)
Bei Kaltstartproblemen sind die Glühkerzen wichtig. Ich teste deren Funktion mit einer Prüflampe oder einem Ohmmeter. Manche neueren Yanmar-Modelle haben elektronische Glühzeitsteuerungen, hier lohnt ein Blick in das Handbuch. Sichtbare Rußbildung oder beschädigte Steckverbindungen sind oft die Ursache.
Elektrische Sicherheitsschalter und Sensoren
Viele Motoren haben Sicherheitsschalter (z. B. Stoppschalter, Notschalter, Tank- oder Öltemperatursensoren), die einen Start unterbinden können. Ich kontrolliere:
Ein defekter Öldruckschalter kann den Motor am Starten hindern, weil die Elektronik den Start verhindert.
Vorlauf- und Rücklaufleitungen
Ein verstopfter Rücklauf oder defekte Vorförderpumpe führt zu Luft im System. Ich schaue, ob Schläuche geknickt sind, Klemmen gequetscht oder Filtergehäuse nicht richtig verschraubt wurden. Bei Verdacht auf Luft entlüfte ich systematisch — oft reicht das, um den Motor wieder zum Leben zu bringen.
Zünd- und Einspritzanlage (bei Diesel: Einspritzdüsen)
Dieselmotoren zünden zwar nicht elektrisch, aber die Einspritzanlage muss korrekt arbeiten. Ein Mangel an Einspritzdruck durch Förder- oder Hochdruckpumpe verursacht Startverweigerung. Ich achte auf ungewöhnliche Geräusche der Hochdruckpumpe und kontrolliere, ob bei Startversuch Diesel an den Einspritzleitungen zu sehen ist (Vorsicht: Hochdruckleitungen können gefährlich sein).
Fehlercodes und Diagnose
Moderne Yanmar-Aggregate haben oft eine Fehleranzeige oder können per Diagnosegerät ausgelesen werden. Ich nutze das Bordhandbuch, um blinkende LEDs oder Fehlermeldungen zu interpretieren. Ein OBD-ähnliches Interface oder ein herstellerspezifisches Diagnosegerät kann in vielen Fällen wertvolle Hinweise liefern.
Schnell-Checkliste (zum Ausdrucken)
| Prüfpunkt | Was zu tun ist |
|---|---|
| Batteriespannung | Spannung messen, Polklemmen säubern |
| Anlasser | Geräusche prüfen, Kabelverbindungen kontrollieren |
| Kraftstoffstand | Tankinhalt prüfen, richtigen Tank wählen |
| Kraftstoffpumpe | Hörtest, elektrische Versorgung prüfen |
| Filter/Water Separator | Ablassen, Filter prüfen/wechseln |
| Glühkerzen | Messung, Steckverbindungen prüfen |
| Sicherheitskontakte | Notschalter, Öltemperatur prüfen |
| Leitungen | Schläuche kontrollieren, entlüften |
| Einspritzdruck | Hochdruckpumpe prüfen (Vorsicht!) |
| Diagnosecodes | Fehlerspeicher auslesen |
Wenn ich all diese Punkte durchgegangen bin und der Motor immer noch nicht anspringt, dokumentiere ich meine Beobachtungen (Geräusche, sichtbare Lecks, gemessene Spannungen) und rufe die Werkstatt. Diese Informationen verkürzen die Diagnosezeit erheblich — und sparen oft Geld. Bei komplexeren Eingriffen, z. B. an der Hochdruckpumpe oder Einspritzdüsen, ist der Gang zur Fachwerkstatt sinnvoll. Trotzdem: Mit einer systematischen Prüfung lassen sich viele Startprobleme an Bord selbst beheben.