Bilgenpumpen im Test: Leistungsbedarf, Stromverbrauch und Montageempfehlungen für mittlere Yachten

Bilgenpumpen im Test: Leistungsbedarf, Stromverbrauch und Montageempfehlungen für mittlere Yachten

Als Bootsmann und leidenschaftlicher Segler habe ich im Laufe der Jahre unzählige Male die Bilgenpumpe meiner Yachten in Betrieb gesehen — meist in ruhigen Situationen, manchmal im unpassendsten Moment. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen mit Bilgenpumpen für mittlere Yachten (ca. 8–14 Meter): welcher Leistungsbedarf realistisch ist, wie sich der Stromverbrauch berechnet und welche Montageempfehlungen aus der Praxis wirklich helfen.

Warum die richtige Bilgenpumpe keine Nebensache ist

Die Bilge ist kein romantischer Ort — sie ist praktisch und kann im Ernstfall über Sicherheit und Risiko entscheiden. Eine zu schwache Pumpe kann bei Leckagen schnell überfordert sein, eine falsch eingebaute Pumpe fördert Luft, verstopft oder fällt aus, wenn man sie dringend braucht. Deshalb beschäftige ich mich intensiv mit Auswahl, Test und Einbau von Bilgenpumpen. Aus eigener Erfahrung empfehle ich nie, beim Pumpensystem zu sparen.

Leistungsbedarf: welche Fördermenge ist sinnvoll?

Die Leistung einer Bilgenpumpe wird meist in Litern pro Stunde (l/h) bzw. Litern pro Minute (l/min) angegeben. Für mittlere Yachten haben sich folgende Kategorien in der Praxis bewährt:

  • Manuelle Handpumpe (Backup): 500–1.500 l/h — zuverlässig, unabhängig von Bordnetz, wichtig als Notfalloption.
  • Elektrische Pumpe, Standard: 1.000–3.000 l/h — gut für leichte Leckagen, Kühlwasserabfluss etc.
  • Elektrische Pumpe, Hochleistung: 3.000–6.000+ l/h — empfehlenswert als Hauptpumpe bei Blauwasserfahrten oder wenn größere Mengen Wasser schnell abgepumpt werden müssen.
  • Meine Faustregel: für eine Yacht um 10 m sollte mindestens eine elektrische Pumpe mit ~3.000 l/h installiert sein. Ergänzt durch eine 5.000–6.000 l/h als zweite, automatisch zuschaltende Pumpe (oder eine große Pumpe mit manueller Übersteuerung) ist ideal.

    Stromverbrauch und Berechnung

    Der Stromverbrauch hängt von der Pumpe (Leistung in Watt), Spannung (meist 12 V oder 24 V) und Betriebsdauer ab. So rechne ich:

  • Wattzahl (W) = Volt (V) × Ampere (A)
  • Ampere (A) ≈ Watt / Volt
  • Verbrauch (Ah) = Ampere × Betriebsstunden
  • Beispiel aus meiner Praxis: Eine typische 12-V-Tauchpumpe mit 3.000 l/h zieht ca. 6–10 A (je nach Modell und Belastung). Wenn sie insgesamt 1 Stunde pro Tag laufen würde (ein extremer Fall), wären das 6–10 Ah. Bei einer zweiten Hochleistungspumpe (z. B. 5.000 l/h) mit 15 A sind das 15 Ah pro Stunde.

    Wichtig: Pumpen laufen nicht immer kontinuierlich, sondern in Intervallen. Trotzdem plane ich die Batteriekapazität so, dass bei dauerhaftem Einsatz (z. B. mehrere Stunden) noch genügend Energie für Navigation, Funk und Beleuchtung bleibt. Daher empfehle ich ein separates Bilgenpumpen-Batterie- oder ein starkes Service-Batterie-Bank mit genügend Reserve und ein vernünftiges Batteriemonitoring.

    Automatik vs. manuell – meine Erfahrungen

    Automatische Pumpen mit Schwimmerschalter oder elektronischen Niveaureglern sind praktisch. Ich habe aber gelernt: Elektrik kann ausfallen. Deswegen kombiniere ich stets:

  • Automatische Pumpe als Erstmaßnahme (Schwimmerschalter + manuelle Übersteuerung am Schaltpanel).
  • Manuelle Handpumpe als ultimativer Notfall.
  • Redundanz durch zwei elektrische Pumpen (eine kleinere, eine größere) mit getrennten Leitungen und Sicherungen.
  • Bei einer meiner Atlantiküberfahrten fiel während einer Regenstaffel der Schwimmerschalter wegen eingeschwemmter Schmutzpartikel aus. Glücklicherweise konnte ich manuell einschalten und eine Backup-Pumpe zuschalten — das zeigt, warum zwei Systeme nötig sind.

    Montageempfehlungen: Standort, Ausrichtung und Befestigung

    Die Montage der Pumpe entscheidet oft über ihre Zuverlässigkeit:

  • Positionierung: Die Pumpe sollte in der tiefsten Stelle der Bilge sitzen — das klingt logisch, ist aber in vielen Booten wegen Einrichtungen nicht immer einfach. Kleine Sättel und Bodenböden verlagern die tiefste Stelle und fördern Ansammlung. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, die Pumpe in einer kleinen, gefrästen Vertiefung (Sumpf) zu montieren, damit sie auch bei geringem Wasserstand arbeitet.
  • Ausrichtung: Tauchpumpen sollten gerade stehen, Aussaughöhlen frei von Schmutz. Selbstansaugende Pumpen mit Saugschlauch müssen luftdicht installiert sein.
  • Befestigung: Vibrationen reduzieren die Lebensdauer. Gummipuffer, isolierende Montagen und stabile Verschraubungen sind Pflicht.
  • Schläuche & Rückschlagventil: Verwende ausreichend dimensionierte, marinegeeignete Schläuche und ein Rückschlagventil nahe der Pumpe, damit das Auslaufen von Wasser in die Bilge verhindert wird. Beachte: Rückschlagventile können verklemmen; regelmäßige Kontrolle ist nötig.
  • Elektrik: Vernünftig absichern und verkabeln

    Fehler in der Verkabelung sind häufige Ursachen für Ausfälle. Diese Regeln befolge ich strikt:

  • Kurze Kabelwege, ausreichend dicke Leitungen (Querschnitt gemäß Stromstärke und Länge berechnen), um Spannungsabfall zu minimieren.
  • Absicherung am Pluskabel direkt an der Batterie (Sicherung oder Automaten), passend zur maximalen Stromaufnahme der Pumpe.
  • Trennschalter oder Schalter am Panel mit klarer Beschriftung (Auto / Manu / Aus).
  • Gute Masseverbindung zur Schiffserde, sauber und korrosionsgeschützt.
  • Optional: Status-LEDs oder Alarm am Instrumentenpanel bei Pumpenlauf.
  • Wartungstipps aus der Praxis

    Regelmäßige Wartung ist das A und O:

  • Monatliche Funktionsprüfung: Pumpe einschalten, Auslauf prüfen.
  • Filter und Siebe reinigen — viele Ausfälle entstehen durch Fremdkörper.
  • Schwimmerschalter/Elektronik prüfen und ggf. Kontaktspray nutzen.
  • Schläuche und Klemmen auf Risse, Alterung und Korrosion kontrollieren.
  • Protokoll im Bordlogbuch: Wann welche Pumpe gecheckt, gesäubert oder ersetzt wurde.
  • Produktbeispiele und meine Empfehlungen

    Ich nenne hier einige Pumpen, die ich selbst getestet oder häufig in Refit-Projekten verbaut habe:

  • Rule/Johnson SPx-Serie — zuverlässig, gute Ersatzteilversorgung, verschiedene Fördermengen.
  • Jabsco Aquaflush / Par-Max — robuste Modelle mit hohem Durchsatz, gut für mittlere Yachten.
  • Whale Gulper (manuell/elektrisch) — ausgezeichnete Notfallpumpen, einfach zu bedienen.
  • Wichtig ist weniger die Markenfixierung als das Modell passend zur Yachtgröße, inklusive Herstellerangaben zu Stromverbrauch, Förderhöhe und Einbauhinweisen zu prüfen.

    Tabelle: Beispielwerte zur Orientierung

    TypFördermenge (l/h)Stromaufnahme (A bei 12V)Empfohlen für
    Handpumpe (Whale Gulper)500–1.2000 (manuell)Notfall, kleine Yachten
    Standard-Tauchpumpe1.000–3.0004–10Alltagsbetrieb, 8–10 m Yachten
    Hochleistungspumpe3.000–6.000+10–25Blauwasser, Hauptpumpe, größere Wassermengen

    Bei jeder Installation gilt: Plane für den Worst-Case. Redundanz, korrekte Verkabelung, einfache Zugänglichkeit und regelmäßige Tests machen den Unterschied. Wenn ihr möchtet, kann ich euch bei der Auswahl einer konkreten Pumpe für euer Boot helfen — nennt mir Länge, Bilgenform und vorhandene Batterie(n), dann rechne ich die passende Fördermenge und Stromversorgung durch.


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